Wie Panna ist Hera auf dem Klosterhof in Disentis aufgewachsen. In einem sogenannten Aufzuchtsvertrag kommen die Tiere als Kälber auf einen Hof im Berggebiet und werden dort aufgezogen bis zum ersten Abkalben. Dann kommen sie gestärkt durch Bergluft und Alpenkräuter zurück auf den Mutterbetrieb. Wir hatten damals für diese beiden keinen Aufzuchtplatz bei uns.
Hera war schon auf dem Hof in Dissentis ein eigensinniges Tier. Wenn die ganze Herde von über 100 Rinder auf die Alp zog, war Hera irgendwo auf Extrawegen und musste separat geholt werden. Auch wenn ein Tier gefehlt hat, dann war es mit Sicherheit Hera. Auch heute noch auf dem Basihof in Dietikon, ist sie immer die Letzte, die von der Weide kommt. Man muss sogar nach ihr rufen, und dann plötzlich, wenn sie merkt, dass alle ihre Kolleginnen schon im Stall sind, kommt sie im Vollgalopp daher.
Auch wenn Hera zu wenig Herdentrieb in ihren angeborenen Fähigkeiten hat, findet sie sich gut in der Kuhgemeinschaft zurecht. Mit uns Menschen ist sie sehr freundlich und zutraulich. Auffällig ist ihre dunkle Fellfarbe und ihr etwas asymetrisches Gesicht. Vor etwa zwei Jahren hat Hera sich eine Hornschale abgerissen. Der verbleibende Hornstumpf ist etwas kleiner und vernarbt. Das schöne, verlorene Horn hängt jetzt zur Zierde in unserer Küche.
Schon drei Kälber hat Hera geboren. Eigenlich wären es schon vier, aber vorletztes Jahr hatte sie einen Abort im 7 Monat. Sie hat schon zwei Nachzuchttöchter: Die eine, Raya, haben wir (leider) verkauft, da wir in dem Moment zuviele Aufzuchtrinder hatten, und die andere, Vita, ist knapp ein Jahr alt und sie behalten wir ganz bestimmt.